Vom Kaplan zum Professor -

zum Abschied von Thomas Marschler

 Hans-Joachim Ossé

Beiträge zur Pfarrgeschichte

in: „Blickwinkel“ 1/2007

 
Es sollten nur zwei bis drei Jahre werden, schließlich wurden es fünf, die er unter uns weilte und wirkte: Thomas Marschler, Subsidiar und Kaplan an St. Johann Baptist seit dem 14. April 2002. Nach der Promotion zum Doktor der Theologie an der Universität Bonn, wo er mit seiner Doktorarbeit über „Auferstehung und Himmelfahrt Jesu in der scholastischen Theologie“  internationale Aufmerksamkeit und uneingeschränktes Lob zugesprochen bekommen hatte, stellte ihn der Erzbischof von Köln für eine Tätigkeit an der Ruhr-Universität Bochum frei. Dort war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät. Zugleich arbeitete er an seinem Habilitationsprojekt „Die spekulative Trinitätslehre des Francisco Suárez SJ in ihrem philosophisch-theologischen Kontext“. Und so ganz „nebenbei“ entstand ein 544 Seiten umfassendes Buch mit dem Titel „Kirchenrecht im Bannkreis Carl Schmitts“, in dem er wissenschaftlich präzise die Biographie des umstrittenen Kirchenrechtlers und in Düsseldorf geborenen Priesters der Erzdiözese Köln, Hans Barion (1899-1973) aufarbeitete, der der Ideologie des Nationalsozialismus nahe stand und dadurch zum Außenseiter in der katholischen Kirche wurde. Auch für den zeitgeschichtlich interessierten Laien ein unterhaltsames und fesselndes Buch! (mehr darüber siehe Blickwinkel Nr.3/2005). Dafür erhielt er an der Universität Flensburg die Doktorwürde der Philosophie. Vorträge im In- und Ausland, Artikel in überregionalen Zeitungen und Beiträge in wissenschaftlichen Zeitschriften lassen auf arbeitsreiche Jahre im Pfarrhaus in der Oberbarmer Normannenstraße schließen, wo er in diesen fünf Jahren sein Zuhause hatte.



Dr.Dr.Thomas Marschler, der Theologe und Wissenschaftler, wurde in dieser kurzen Zeit bodenständig in einer Pfarrei, die im Osten der Stadt mit ihren sozialen Brennpunkten nicht zu den „Schokoladenseiten“ Wuppertals gehört und beim Klerus nicht zu den begehrtesten Stellen im Erzbistum Köln zählt. Jedoch hier bei den Menschen kam er an; hier ging er auf sie zu, und sie schätzten ihn als den von Gott berufenen Priester und überzeugten Lehrer und überzeugenden Prediger. In der Verkündigung des Wortes Gottes und in der Auslegung der Hl. Schrift dozierte nicht der Wissenschaftler vom hohen Katheder. Es predigte der Priester und Seelsorger, der sich der ihm anvertrauten Gottesdienst feiernden Gemeinde verantwortlich wusste. Er hatte die Gabe, Glaubenswahrheiten und zentrale Themen der Verkündigung in einer allen Zuhörern verständlichen Weise darzulegen. Seine sprachlich packende Darlegung der christlichen Botschaft war sowohl belehrend als auch erbaulich und konnte die Zuhörer emotional packen. Dabei verlor der Prediger Thomas Marschler die strenge Beweiskraft einer theologischen Gedankenführung nie aus dem Auge und sicherte sich so die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer. Auch zeigte er „Flagge“ und bezog Position, wenn aktuelle Ereignisse in Kirche und Welt oder tagespolitische Themen die Theologie und die Lehre der Kirche herausforderten.
 
Im Seelsorgeteam des Seelsorgebereiches Wuppertal-Oberbarmen war er ein geschätzter Mitbruder, der immer da, wo er gebraucht wurde, zur Stelle war, wenn es seine Zeit außerhalb des Universitätsbetriebes erlaubte. Dabei hatten die Feier der Eucharistie und das Spenden des Bußsakramentes höchste Priorität. Auch für den Bibelkreis war er ein geschätzter Exeget, der die Teilnehmer auf die Lesungen des Sonntags vorbereitete, indem er die Texte der Hl. Schrift im Kontext der Bibel erschloss und damit über das bloße Zu-Gehör-Bringen im Gottesdienst zu einer vertieften Mitfeier der Liturgie anregte.
 
Der Priester, Prediger und Seelsorger Kaplan Thomas Marschler wurde nun als Ordentlicher Professor auf den Lehrstuhl für Dogmatik an der Universität Augsburg für das im Frühjahr 2007 beginnende Sommersemester berufen. Dazu gratulieren ihm die Menschen in den Pfarreien St. Johann Baptist und St. Mariä Himmelfahrt. Dass seine Zeit „auf Oberbarmen“ begrenzt war, wussten alle. Und doch kam der Ruf nach Augsburg für viele unerwartet. Kaplan Thomas Marschler war eine Bereicherung für die Pfarrgemeinden im Seelsorgebereich. Für sein Wirken unter uns danken wir ihm. Seinen zukünftigen Studenten wird er ein hervorragender Lehrer und seiner zukünftigen Gemeinde, in der er ein neues Zuhause finden wird, ein glaubwürdiger Priester sein.
 

Hans-Joachim Ossé



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